Darm-Hirn-Achse: Wie der Darm unsere Psyche beeinflusst

Darm & Psyche

Darm und Nervensystem = eine wichtige Verbindung

Fast jeder hat es schon mal erlebt und kennt das Gefühl, wenn Stress auf den Magen - oder vielmehr auf den Darm schlägt und die Laune nahe des Tiefpunktes ist.

Der Grund: die Verbindung unseres Gehirns mit dem Darm. Verbunden über Botenstoffe und Nervenstränge spiegeln sie das Zusammenspiel wieder und entscheiden unter anderem auch über mentale Stärke.

Dabei beeinflusst der Darm unsere Psyche stärker als umgekehrt!

Die sogenannte Darm-Hirn-Achse lässt bereits Rückschlüsse darauf ziehen, wie sehr unser Verdauungssystem mit unserem Gehirn verbunden ist. Nervenleitbahnen verlaufen vom Darm direkt zu dem im Kopf befindlichen zentralen Nervensystem.

Viele psychische Erkrankungen könnten ihre Wurzeln im Bauch haben. Bei Krankheitsbildern, wie Demenz, Depressionen oder suchtbezogene Abhängigkeitserkrankungen rückt die Relevanz der Darmtherapie immer weiter in den Vordergrund. Darmhormone sind in der Lage verschiedene Botenstoffe in unserem Gehirn zu erzeugen und so beispielsweise Auslöser verschiedener Ängste sein.

So wurde in einer Studie der Universitären Psychiatrischen Kliniken in Basel festgestellt, dass bei rund einem Drittel der Patient:innen mit Depressionen auch Fettleibigkeit diagnostiziert wurde.

Wie funktioniert die Aufnahme von Nährstoffen in unserem Darm überhaupt?

Unser Darm besitzt die Fähigkeit, Energie und Nährstoffe aus den Lebensmitteln zu ziehen, die wir zu uns nehmen. Die Bakterien und deren Enzyme in unserem Darm ermöglichen die Verstoffwechselung der Nahrungsbestandteile. So gelingt uns die Speicherung und Verwertung der zu uns genommenen Lebensmittel, wobei das Mikrobiom unseres Darms eine wesentliche Rolle einnimmt.

An vielen Körperfunktionen beteiligt ist die Verbindungsstelle zwischen dem Darm und unserem Gehirn - der Vagusnerv. So hat der Nerv Einfluss auf unsere Verdauung sowie die im Darm produzierten Botenstoffe Serotonin und Dopamin. Zwei Botenstoffe, die für unser psychisches Wohlbefinden wichtig sind. Über die Verbindung des Nervs, die sogenannte Darm-Hirn-Achse, gelangen sowohl Serotonin als auch Dopamin zum Gehirn und sind maßgeblich an der Emotionsregulation beteiligt.

Vagusnerv = Selbstheilungsnerv aktivieren

Der Vagusnerv, der das vegetative Nervensystem anspricht, ist an der Funktion nahezu jedes Organs beteiligt.

Vagus und Darm:

  • Peristaltik
  • Förderung der Motilität
  • Steuerung der Sekretion von Salzsäure im Magen und der Pankreasenzyme
  • Beeinflussung des enterischen Nervensystems
  • Beeinflussung der Darm-Immunfunktion

Auswirkungen psychischer Belastungen und Stress:

Stressinduzierte Einflüsse wirken auf die Darm-Hirn-Achse und verursachen oft eine Zunahme der Beschwerden.

  • Reduzierung der Diversität (Artenvielfalt) des Mikrobioms
  • Gefahr der Überwucherung durch Fäulnisbakterien (Fäulnisflora)
  • Ausbildung einer Permeabilitätsstörung (erhöhte Durchlässigkeit)
  • Aktivierung des Immunsystems

Wie Stimmung/Psyche den Darm beeinflusst?

Studie: 28 Probanden mussten an sieben Tagen rund um Weihnachten am Akademisch-medizinischen Zentrum der Universität Amsterdam Nicolien de Clercq eine Stuhlprobe abgeben - bevor sie sich wieder zu ihren Familien gesellten.

Das Ergebnis: anhand der gelieferten Stuhlproben und der ausgewerteten Darmflora war erkennbar, welcher Teilnehmer Weihnachten bei seiner Familie oder Weihnachten bei der Familie seines Partners verbracht hatte. Die Darmflora derer, die Weihnachten im Kreise ihrer eigenen Familie verbracht hatten, enthielt deutlich mehr Bakterienstämme als derer, die die Festtage bei den Schwiegereltern verbrachten. Besonders prägnant zeigten sich die Unterschiede im Hinblick auf die Vielzahl der Bakteriengattung Ruminococcus. Ein Bakterienstamm der mit niedrigen Mengen bei Menschen mit Depressionen einhergeht.

Fazit:

  • Können Appetit steuern / Appetit beeinflussen
  • Konzentration verbessern
  • Stimmung beeinflussen

Welche Relevanz das Thema hat, zeigt die Wissenschaft. Zu Spitzenzeiten erschienen in den letzten Jahren im Schnitt fünf Studien zu möglichen Auswirkungen und Zusammenhängen des Menschen und seinem Mikrobiom.

Eine gesunde Ernährung kann demnach unsere psychische Gesundheit steuern und vermutlich einige psychische Erkrankungen verhindern. Umgekehrt kann eine falsche oder Mangelernährung zum Auslöser psychischer Probleme werden. Inwieweit wir unsere geistige Gesundheit über die Ernährung beeinflussen und steuern können, wird in aktuell laufenden Studien derzeit untersucht.

Abgrenzung Alternativmedizin vs. Komplementärmedizin

Alternativmedizin vs. Komplementärmedizin

Angesichts der Tatsache, dass eine Vielzahl alternativer Behandlungsmethoden keiner wissenschaftlichen Basis zu Grunde liegen, herrscht teilweise eine große Diskrepanz in der Akzeptanz einiger dieser Therapiemethoden.
Dazu zählen häufig die Behandlungsmethoden der Alternativ- und Komplementärmedizin, die nicht zum Studienplan des klassischen gegenwärtigen Studiums der Schulmedizin gehören.
Aber sind klinische Studien als eine verlässliche Evidenz immer ausreichend?

Als Alternativmedizin versteht man Behandlungsmethoden und diagnostische Konzepte, die sich als Alternative zu wissenschaftlich begründeten Behandlungsmethoden der Komplementärmedizin verstehen, wie sie in der klassischen Medizin gelehrt werden.
Dazu zählen Naturheilverfahren, wie Homöopathie, Osteopathie und Akkupunktur.

Das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz favorisiert für Alternativmedizin den Begriff der Komplementärmedizin, um zu signalisieren, dass die Methode nicht als Alternative zur Schulmedizin angesehen werden soll.

Komplementär beschreibt "das andere ergänzend" - im übertragenen Sinne sprechen wir bei der Komplementärmedizin also von einer ergänzenden Medizin.

Ein häufig diskutiertes Thema ist die Verständigung und Abgrenzung alternativer Medizin zur Komplementärmedizin.

Komplementärmediziner betrachten Gesundheit nicht in erster Linie als Abwesenheit von Krankheiten. Entscheidend an dieser Stelle ist das ergänzende Verhalten zur Schulmedizin: Maßnahmen, wie beispielsweise die Mikroimmuntherapie, werden begleitend – zusätzlich- zu schulmedizinischen Behandlungstherapien eingesetzt um die klassischen medizinischen Erfolge zu unterstützen ohne sie dabei zu ersetzen.

Alternativmedizin hingegen beruht darauf schulmedizinische Behandlungen und Therapien zu ersetzen.

Spannend: in unserem Sozialgesetzbuch (§ 70 Abs 1) ist dazu folgendes formuliert: "Die Krankenkassen und die Leistungserbringer haben eine bedarfsgerechte und gleichmäßige, dem allgemein anerkannten Stand der medizinischen Erkenntnisse entsprechende Versorgung der Versicherten zu gewährleisten. Die Versorgung der Versicherten muss ausreichend und zweckmäßig sein, darf das Maß des Notwendigen nicht überschreiten und muss in der fachlich gebotenen Qualität sowie wirtschaftlich erbracht werden."

Ein entscheidender Denkanstoß: ein Aspekt der Alternativ- oder Komplementärmedizin lautet: Gesunderhaltung. Dieser Grundsatz ist keinesfalls ein charakteristisches Merkmal der alternativen Medizin, da dieser Aspekt auch in der schulmedizinischen Behandlungswelt wesentlich ist.

Der Unterschied zur Schulmedizin: verfolgt wird ein krankheits- oder auch symptomorientierter Ansatz, wobei in den meisten Fällen Faktoren für die Ursache der Erkrankung isoliert betrachtet werden.

Was fehlt? Die Individualität! Die gleiche Diagnose, aber verschiedene Ursachen und Auslöser für Erkrankungen, die seitens der Krankenkassen nahezu vollständig außer Acht gelassen wird. Behandelt wird das Symptom, die Ursache scheint für viele keinerlei Relevanz zu haben. Mit fatalen Folgen: Studien deuten daraufhin

Krankenkassen sind auf Krankheit ausgerichtet!

Aber sollte dabei nicht die Vorsorge eine viel wichtigere Rolle einnehmen?

Warum wird die Komplementärmedizin von Ärzten selten ergänzend zu Behandlungen genutzt? Es fehlt die Zeit! In Zeiten von Ärztemangel, Pflegenotstand und finanziellen Herausforderungen ist die Betrachtung in einem laufenden Praxisbetrieb schlichtweg unmöglich - und das obwohl die Ursache für ausbrechende Krankheiten und Beschwerden von höchster Bedeutung ist.

Und obwohl das Bewusstsein dafür durchaus da ist, werden bei Beschwerden weiterhin die Symptome behandelt ohne die Auslöser zu kennen.

Die Folgen: Nebenwirkungen von Medikamenten mit verheerenden Ergebnissen!

Eine Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK ergab, dass mehr als jeder zweite ältere Mensch in Deutschland mindestens einmal ein falsches Medikament verordnet bekommen hat, welches zu unerwünschten Wechsel- und Nebenwirkungen geführt hat. Grundlage der Studie sind die verordneten Medikamente der sogenannten Priscus-2.0-Liste von potenziell ungeeigneten Arzneimitteln. Dabei wurden 43% aller gesetzlich krankenversicherten Deutschen über 64 Jahre mit mehr als fünf Wirkstoffen gleichzeitig behandelt.

Hinzu kommt, dass nicht einmal die Hälfte der in klinischen Studien dokumentierten Nebenwirkungen von neuen Medikamenten publiziert wird – dabei geht es um ernsthafte Nebenwirkungen. So analysierte die unabhängige Institution Cochrane-Organisation, die sich für die Veröffentlichung aller medizinischen Untersuchungsergebnisse einsetzt, beispielsweise die Veröffentlichung von Nebenwirkungen eines Antidepressivums. Einer der Studienteilnehmer versuchte sich umzubringen und wurde daraufhin einfach aus der Studie ausgeschlossen.

Das Problem: Klinische Studien konzentrieren sich auf die Wirkung der getesteten Substanzen – die Nebenwirkungen finden keine Beachtung.

Der Fehler: unser System. Pharmaunternehmen sind profitorientierte Unternehmen, die ihre eigenen Produkte testen dürfen. In keinem anderen Wirtschaftszweig ist dies praktikabel. Ein Paradoxon, welches dringend ein Umdenken und Neuhandeln fordert.