
Darm & Psyche
Darm und Nervensystem = eine wichtige Verbindung
Fast jeder hat es schon mal erlebt und kennt das Gefühl, wenn Stress auf den Magen - oder vielmehr auf den Darm schlägt und die Laune nahe des Tiefpunktes ist.
Der Grund: die Verbindung unseres Gehirns mit dem Darm. Verbunden über Botenstoffe und Nervenstränge spiegeln sie das Zusammenspiel wieder und entscheiden unter anderem auch über mentale Stärke.
Dabei beeinflusst der Darm unsere Psyche stärker als umgekehrt!
Die sogenannte Darm-Hirn-Achse lässt bereits Rückschlüsse darauf ziehen, wie sehr unser Verdauungssystem mit unserem Gehirn verbunden ist. Nervenleitbahnen verlaufen vom Darm direkt zu dem im Kopf befindlichen zentralen Nervensystem.
Viele psychische Erkrankungen könnten ihre Wurzeln im Bauch haben. Bei Krankheitsbildern, wie Demenz, Depressionen oder suchtbezogene Abhängigkeitserkrankungen rückt die Relevanz der Darmtherapie immer weiter in den Vordergrund. Darmhormone sind in der Lage verschiedene Botenstoffe in unserem Gehirn zu erzeugen und so beispielsweise Auslöser verschiedener Ängste sein.
So wurde in einer Studie der Universitären Psychiatrischen Kliniken in Basel festgestellt, dass bei rund einem Drittel der Patient:innen mit Depressionen auch Fettleibigkeit diagnostiziert wurde.
Wie funktioniert die Aufnahme von Nährstoffen in unserem Darm überhaupt?
Unser Darm besitzt die Fähigkeit, Energie und Nährstoffe aus den Lebensmitteln zu ziehen, die wir zu uns nehmen. Die Bakterien und deren Enzyme in unserem Darm ermöglichen die Verstoffwechselung der Nahrungsbestandteile. So gelingt uns die Speicherung und Verwertung der zu uns genommenen Lebensmittel, wobei das Mikrobiom unseres Darms eine wesentliche Rolle einnimmt.
An vielen Körperfunktionen beteiligt ist die Verbindungsstelle zwischen dem Darm und unserem Gehirn - der Vagusnerv. So hat der Nerv Einfluss auf unsere Verdauung sowie die im Darm produzierten Botenstoffe Serotonin und Dopamin. Zwei Botenstoffe, die für unser psychisches Wohlbefinden wichtig sind. Über die Verbindung des Nervs, die sogenannte Darm-Hirn-Achse, gelangen sowohl Serotonin als auch Dopamin zum Gehirn und sind maßgeblich an der Emotionsregulation beteiligt.
Vagusnerv = Selbstheilungsnerv aktivieren
Der Vagusnerv, der das vegetative Nervensystem anspricht, ist an der Funktion nahezu jedes Organs beteiligt.
Vagus und Darm:
- Peristaltik
- Förderung der Motilität
- Steuerung der Sekretion von Salzsäure im Magen und der Pankreasenzyme
- Beeinflussung des enterischen Nervensystems
- Beeinflussung der Darm-Immunfunktion
Auswirkungen psychischer Belastungen und Stress:
Stressinduzierte Einflüsse wirken auf die Darm-Hirn-Achse und verursachen oft eine Zunahme der Beschwerden.
- Reduzierung der Diversität (Artenvielfalt) des Mikrobioms
- Gefahr der Überwucherung durch Fäulnisbakterien (Fäulnisflora)
- Ausbildung einer Permeabilitätsstörung (erhöhte Durchlässigkeit)
- Aktivierung des Immunsystems
Wie Stimmung/Psyche den Darm beeinflusst?
Studie: 28 Probanden mussten an sieben Tagen rund um Weihnachten am Akademisch-medizinischen Zentrum der Universität Amsterdam Nicolien de Clercq eine Stuhlprobe abgeben - bevor sie sich wieder zu ihren Familien gesellten.
Das Ergebnis: anhand der gelieferten Stuhlproben und der ausgewerteten Darmflora war erkennbar, welcher Teilnehmer Weihnachten bei seiner Familie oder Weihnachten bei der Familie seines Partners verbracht hatte. Die Darmflora derer, die Weihnachten im Kreise ihrer eigenen Familie verbracht hatten, enthielt deutlich mehr Bakterienstämme als derer, die die Festtage bei den Schwiegereltern verbrachten. Besonders prägnant zeigten sich die Unterschiede im Hinblick auf die Vielzahl der Bakteriengattung Ruminococcus. Ein Bakterienstamm der mit niedrigen Mengen bei Menschen mit Depressionen einhergeht.
Fazit:
- Können Appetit steuern / Appetit beeinflussen
- Konzentration verbessern
- Stimmung beeinflussen
Welche Relevanz das Thema hat, zeigt die Wissenschaft. Zu Spitzenzeiten erschienen in den letzten Jahren im Schnitt fünf Studien zu möglichen Auswirkungen und Zusammenhängen des Menschen und seinem Mikrobiom.
Eine gesunde Ernährung kann demnach unsere psychische Gesundheit steuern und vermutlich einige psychische Erkrankungen verhindern. Umgekehrt kann eine falsche oder Mangelernährung zum Auslöser psychischer Probleme werden. Inwieweit wir unsere geistige Gesundheit über die Ernährung beeinflussen und steuern können, wird in aktuell laufenden Studien derzeit untersucht.

Alternativmedizin vs. Komplementärmedizin
Angesichts der Tatsache, dass eine Vielzahl alternativer Behandlungsmethoden keiner wissenschaftlichen Basis zu Grunde liegen, herrscht teilweise eine große Diskrepanz in der Akzeptanz einiger dieser Therapiemethoden.
Dazu zählen häufig die Behandlungsmethoden der Alternativ- und Komplementärmedizin, die nicht zum Studienplan des klassischen gegenwärtigen Studiums der Schulmedizin gehören.
Aber sind klinische Studien als eine verlässliche Evidenz immer ausreichend?
Als Alternativmedizin versteht man Behandlungsmethoden und diagnostische Konzepte, die sich als Alternative zu wissenschaftlich begründeten Behandlungsmethoden der Komplementärmedizin verstehen, wie sie in der klassischen Medizin gelehrt werden.
Dazu zählen Naturheilverfahren, wie Homöopathie, Osteopathie und Akkupunktur.
Das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz favorisiert für Alternativmedizin den Begriff der Komplementärmedizin, um zu signalisieren, dass die Methode nicht als Alternative zur Schulmedizin angesehen werden soll.
Komplementär beschreibt "das andere ergänzend" - im übertragenen Sinne sprechen wir bei der Komplementärmedizin also von einer ergänzenden Medizin.
Ein häufig diskutiertes Thema ist die Verständigung und Abgrenzung alternativer Medizin zur Komplementärmedizin.
Komplementärmediziner betrachten Gesundheit nicht in erster Linie als Abwesenheit von Krankheiten. Entscheidend an dieser Stelle ist das ergänzende Verhalten zur Schulmedizin: Maßnahmen, wie beispielsweise die Mikroimmuntherapie, werden begleitend – zusätzlich- zu schulmedizinischen Behandlungstherapien eingesetzt um die klassischen medizinischen Erfolge zu unterstützen ohne sie dabei zu ersetzen.
Alternativmedizin hingegen beruht darauf schulmedizinische Behandlungen und Therapien zu ersetzen.
Spannend: in unserem Sozialgesetzbuch (§ 70 Abs 1) ist dazu folgendes formuliert: "Die Krankenkassen und die Leistungserbringer haben eine bedarfsgerechte und gleichmäßige, dem allgemein anerkannten Stand der medizinischen Erkenntnisse entsprechende Versorgung der Versicherten zu gewährleisten. Die Versorgung der Versicherten muss ausreichend und zweckmäßig sein, darf das Maß des Notwendigen nicht überschreiten und muss in der fachlich gebotenen Qualität sowie wirtschaftlich erbracht werden."
Ein entscheidender Denkanstoß: ein Aspekt der Alternativ- oder Komplementärmedizin lautet: Gesunderhaltung. Dieser Grundsatz ist keinesfalls ein charakteristisches Merkmal der alternativen Medizin, da dieser Aspekt auch in der schulmedizinischen Behandlungswelt wesentlich ist.
Der Unterschied zur Schulmedizin: verfolgt wird ein krankheits- oder auch symptomorientierter Ansatz, wobei in den meisten Fällen Faktoren für die Ursache der Erkrankung isoliert betrachtet werden.
Was fehlt? Die Individualität! Die gleiche Diagnose, aber verschiedene Ursachen und Auslöser für Erkrankungen, die seitens der Krankenkassen nahezu vollständig außer Acht gelassen wird. Behandelt wird das Symptom, die Ursache scheint für viele keinerlei Relevanz zu haben. Mit fatalen Folgen: Studien deuten daraufhin
Krankenkassen sind auf Krankheit ausgerichtet!
Aber sollte dabei nicht die Vorsorge eine viel wichtigere Rolle einnehmen?
Warum wird die Komplementärmedizin von Ärzten selten ergänzend zu Behandlungen genutzt? Es fehlt die Zeit! In Zeiten von Ärztemangel, Pflegenotstand und finanziellen Herausforderungen ist die Betrachtung in einem laufenden Praxisbetrieb schlichtweg unmöglich - und das obwohl die Ursache für ausbrechende Krankheiten und Beschwerden von höchster Bedeutung ist.
Und obwohl das Bewusstsein dafür durchaus da ist, werden bei Beschwerden weiterhin die Symptome behandelt ohne die Auslöser zu kennen.
Die Folgen: Nebenwirkungen von Medikamenten mit verheerenden Ergebnissen!
Eine Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK ergab, dass mehr als jeder zweite ältere Mensch in Deutschland mindestens einmal ein falsches Medikament verordnet bekommen hat, welches zu unerwünschten Wechsel- und Nebenwirkungen geführt hat. Grundlage der Studie sind die verordneten Medikamente der sogenannten Priscus-2.0-Liste von potenziell ungeeigneten Arzneimitteln. Dabei wurden 43% aller gesetzlich krankenversicherten Deutschen über 64 Jahre mit mehr als fünf Wirkstoffen gleichzeitig behandelt.
Hinzu kommt, dass nicht einmal die Hälfte der in klinischen Studien dokumentierten Nebenwirkungen von neuen Medikamenten publiziert wird – dabei geht es um ernsthafte Nebenwirkungen. So analysierte die unabhängige Institution Cochrane-Organisation, die sich für die Veröffentlichung aller medizinischen Untersuchungsergebnisse einsetzt, beispielsweise die Veröffentlichung von Nebenwirkungen eines Antidepressivums. Einer der Studienteilnehmer versuchte sich umzubringen und wurde daraufhin einfach aus der Studie ausgeschlossen.
Das Problem: Klinische Studien konzentrieren sich auf die Wirkung der getesteten Substanzen – die Nebenwirkungen finden keine Beachtung.
Der Fehler: unser System. Pharmaunternehmen sind profitorientierte Unternehmen, die ihre eigenen Produkte testen dürfen. In keinem anderen Wirtschaftszweig ist dies praktikabel. Ein Paradoxon, welches dringend ein Umdenken und Neuhandeln fordert.

Schilddrüse: Kleines Organ mit großer Wirkung
Klein, aber Oho – denn obwohl das Schmetterlingsorgan winzig klein ist, hat die Schilddrüse einen unglaublichen Einfluss auf viele im Körper stattfindenden Prozesse und unser Wohlbefinden. Als unser Hormonorgan ist sie unerlässlich für Stoffwechselprozesse und Wachstum.
Sie befindet sich unterhalb unseres Kehlkopfes im Hals und legt sich um unsere Luftröhre.
Grob besteht es aus zwei Lappen, wonach ein gesunder Schilddrüsenlappen etwa 3 –4 cm hoch und 2 - 3 cm breit ist. Jede darüber hinausgehende Vergrößerung der Schilddrüse bezeichnet man bereits als Kropf oder Struma.
Schilddrüsenproblematiken nehmen immer weiter zu. Vor allem Autoimmun-Erkrankungen des Organs, wie Hashimoto Thyreoiditis oder Morbus Basedow (eine Form der Schilddrüsenüberfunktion) bilden einen nicht unwesentlichen Teil der Krankheitsbilder.
Unsere Schilddrüse übernimmt verschiedenste Aufgaben in unserem Körper.
Im Wesentlichen bildet das Organ drei Hormone:
- T3 (Trijodthyronin) und
- T4 (Thyroxin).
T3 sowie T4 sind wahnsinnig relevant für unseren Gesamtstoffwechsel.
- Calcitonin – das dritte Hormon im Bunde ist das für den Knochenstoffwechsel essenzielle Hormon
Welche Aufgaben haben die Schilddrüsenhormone?
Schon bei Ungeborenen spielt die Produktion eine wesentliche Rolle. Schilddrüsenhormone fördern das körperliche Wachstum, indem die Produktion von Somatotropin – dem sogenannten Wachstumshormon – stimuliert wird, welches gleichermaßen das Knochenwachstum anregt.
Das Stoffwechselhormon T3 spielt bereits in der Embryonalphase für die Gehirnentwicklung eine entscheidende Rolle.
Die beiden Stoffwechselhormone bestimmen neben unserem Energie- und Fettstoffwechsel ebenso die Stoffwechselprozesse der Kohlenhydrat-, Eiweiß- und Fettverwertung.
Ein nicht unbeeinflusster Prozess ist der Sexual-Hormonhaushalts unseres Körpers, von deren Störungen durch die Schilddrüse vorrangig Frauen betroffen sind. So hat das kleine Organ unter anderem Einfluss auf unseren Menstruationszyklus, die Fruchtbarkeit und die Libido.
Erkrankungen
Geschätzt leidet jeder Vierte allein in Deutschland an einer Erkrankung der Schilddrüse, die sich grob in die Kategorien der Fehlfunktion der Schilddrüse und die Veränderung in Beschaffenheit und Größe des Organs einteilen lassen.
Die Entstehung einer Fehlfunktion oder Veränderung lässt sich in den meisten Fällen auf Entzündungen oder Autoimmunerkrankungen zurückführen.
Ebenso verantwortlich kann ein Mangel des Spurenelements Jod verantwortlich dafür gemacht werden. Dieser äußert sich häufig in Form eines Strumas, einer Schwellung der Schilddrüse.
Die häufigsten Erkrankungen der Schilddrüse im Überblick
Bei einer Unterfunktion der Schilddrüse, der sogenannten Hypothyreose, fehlen oder werden in zu geringer Menge die Schilddrüsenhormone T3 und T4 produziert oder T4 wird nicht ausreichend aktiviert. Unser Körper benötigt diese Hormone für unsere Stoffwechselprozesse, weswegen bei einem Mangel die Prozesse nur gedrosselt ablaufen.
Die Symptome:
- Müdigkeit
- Antriebsschwäche
- eine unerklärliche Gewichtszunahme sowie
- depressive Verstimmungen oder
- Konzentrationsstörungen
Die Unterfunktion zählt zu den am Häufigsten vorkommenden Erkrankungen des Hormonhaushaltes – eine Krankheit, die sich in der Vielzahl im Laufe des Lebens entwickelt.
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion kommt es, gegensätzlich zur Unterfunktion, zu einer Überproduktion von Schilddrüsenhormonen. Häufig ursächlich für eine Überproduktion sind Morbus Basedow oder die Schilddrüsenautonomie.
Charakteristisch für diese Erkrankung dafür sind
- innere Unruhe / Nervosität
- hoher Blutdruck
- vermehrtes Schwitzen sowie eine
- ungewünschte Gewichtsabnahme
Die häufigste Form der Autoimmun-Erkrankung ist Hashimoto-Thyreoiditis, kurz: Hashimoto.
Hier bekämpft der eigene Körper im Prinzip das Schmetterlings-Organ, indem er Antikörper bildet, die zur vollständigen Zerstörung der Schilddrüse führen können. Betroffene leiden unter den Symptomen ähnlich derer einer Unterfunktion. Wobei im akuten Schub wiederum Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion auftreten, da dabei aktiv Schilddrüsengewebe kaputt geht und kurzzeitig größere Mengen von Schilddrüsenhormonen freigesetzt werden.
Typisch ist daher auch das "Einstellen" der Hormone mit Medikamenten schwer. Immer wieder schwanken die Werte stark und die Dosierung wird nach oben und nach unten korrigiert.
Abhängig von der jeweiligen Ursache der Erkrankung, gibt es die unterschiedlichsten Formen des Krankheitsbildes. Neben akut auftretenden Entzündungen gibt es langsam sowie chronisch verlaufende Formen.
Im Gegensatz zu Hashimoto werden bei Morbus Basedow "nur" Antikörper gegen bestimmte Bestandteile der Schilddrüse gebildet, die in vielen Fällen zu einer Überproduktion von Hormonen sowie zu einem verstärkten Wachstum des Organs führt.
Sind Erkrankungen der Schilddrüse heilbar?
Wie und welcher Behandlungsweg der Richtige ist und ob eine vollkommene Genesung möglich ist, hängt von der Ursache der jeweiligen Erkrankung ab.
Soviel schonmal vorneweg: Die Behandlung mit Thyroxin ist keine Heilung und maximal reine Symptombehandlung.
Liegt eine Autoimmunerkrankung als Auslöser zu Grunde lassen sich die Symptome teilweise so behandeln, dass Einschränkungen kaum bis gar nicht mehr bemerkt werden – man spricht dann von Remission.
Ist die Ursache ein Nährstoff-Mangel oder eine eingeschränkte Funktion der Organe wo die Aktivierung der Schilddrüsenhormone stattfindet, z.B. Darm und Leber, kann mit der Behandlung dieser die Schilddrüsenerkrankung vollständig behandelt und somit geheilt werden.
Schilddrüsenerkrankungen sind zu einem gewissen Teil auch erblich veranlagt, weswegen bei bekannten Fällen von Fehlfunktionen oder Kröpfen im familiären Umfeld eine umfängliche Vorsorgeuntersuchung auch ohne akute Symptome sinnvoll sein kann.
Ich hoffe dir hat dieser Beitrag gefallen und ich konnte dir die Welt der Schilddrüse ein wenig näher bringen. Gerne darfst du meinen Artikel teilen!
Quellen:
https://fet-ev.eu/schilddruese/#more-319
https://www.patienten-universitaet.de/content/die-schilddr%C3%BCse-%E2%80%93-funktion-erkrankungen-und-therapien

Stress: Wie er entsteht, was er bewirkt und wie Du ihn reduzieren kannst
Deutschland steht unter Stress: Jeder Vierte ist häufig gestresst. Doch dauerhafter Stress hat verheerende Folgen und lässt uns krank werden.
Wie die Symptome von chronischem Stress aussehen, was dahinterstecken könnte und was Du dagegen tun kannst, verrate ich Dir hier.
Wir alle kennen das Gefühl von Stress. Wenn wir im Alltag von Stress sprechen, sprechen wir meist von emotionalem Stress ausgelöst durch psychische Überlastung.
Stehen wir unter Stress, geht der Körper in Alarmbereitschaft und stellt sich darauf ein in kürzerer Zeit leistungsfähiger zu sein. Er kann uns helfen Herausforderungen zu meistern und in bestimmten Situationen alles zu geben. Kurzfristiger Stress kann demnach auch gesund sein. Hier spricht man von dem sogenannten positiven Stress, dem Eustress.
Wenn aber die Alarmbereitschaft zu einem Dauerzustand wird und wir unter ständigem Stress und Anspannung stehen, schadet dieser Zustand unserem Körper und unserer Psyche. Der negative Stress, auch „Disstress“ genannt, beeinträchtigt unsere Leistungsfähigkeit und lässt uns auf Dauer krank werden.
Was löst ständigen Stress aus?
Stress ist in Deutschland ein Dauerthema. Laut einer Untersuchung der Techniker Krankenkasse fühlen sich zwischen 34 und 82% der Erwachsenen in Deutschland gestresst. Fast die Hälfte aller Berufstätigen in Deutschland fühlen sich ständig gestresst. Ob im Beruf oder im Privatleben - Stress begleitet uns in vielen Lebensbereichen. Laut der Studie sind die Hauptbelastungen die Arbeit, Selbstansprüche und die Angst um Angehörige.
Zu den Stressfaktoren, den sogenannten Stressoren, gehören Anforderungen, die in uns Stress auslösen und eine körperliche oder psychische Reaktion hervorrufen. Dabei hat Stress viele Gesichter. Häufig belasten uns nicht nur von außen kommende Stressfaktoren, wie Verpflichtungen durch Job und Familie, sondern ebenso die inneren Stressoren - Faktoren, die man selbst erzeugt. Um sie zu erkennen, benötigt es eine gute Selbstwahrnehmung. Leistungsdruck oder Konkurrenzstreben, toxische oder stressige Beziehung, Konflikte in Deinem Umfeld, ein schlechtes Betriebsklima, Mobbing oder fehlende Unterstützung in Deinem Alltag können Stressoren sein, die belasten und einen dauerhaft krank werden lassen können.
Auf einen Blick:
- Wenn wir unter Stress stehen, geht unser Körper in Alarmbereitschaft, die uns positiv oder negativ beeinflussen kann.
- Zu den Stressfaktoren, den sogenannten Stressoren, gehören Anforderungen, die in uns Stress auslösen und eine körperliche oder psychische Reaktion hervorrufen.
- Auf Dauer können körperliche und psychische Erkrankungen durch den Stress entstehen.
- Nicht selten geben wir einem Aspekt die Schuld dafür, dass wir gestresst und uns ausgelaugt fühlen. Wenn wir in die Tiefe gehen, sind wir überrascht wie viele Faktoren tatsächlich eine Rolle spielen und Einfluss darauf haben.
Woran erkenne ich, dass ich gestresst bin?
Du merkst wahrscheinlich schon, dass etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Du fühlst Dich müde, energielos, leidest häufiger unter Kopfschmerzen oder schläfst schlechter. Folgen einer chronischen Stressbelastung machen sich irgendwann körperlich, seelisch und geistig bemerkbar. Wenn der Körper keine Entspannung mehr findet, solltest Du etwas ändern.
Körperliche Symptome:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie Bluthochdruck, Herzkrankheiten und ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte
- Stress schwächt das Immunsystem, was die Anfälligkeit für Infektionen erhöht
- Verdauungsprobleme, wie Magenbeschwerden, Reizdarmsyndrom, Sodbrennen und andere Verdauungsstörungen
- Gewichtszunahme oder -verlust: Stress kann das Essverhalten, aber auch das Hormonsystem beeinflussen, was zu Übergewicht oder ungewolltem Gewichtsverlust führen kann
Psychische Symptome:
- erhöhtes Risiko für Angststörungen und Depressionen
- Schlafstörungen, die von unruhigem Schlaf bis hin zu Schlaflosigkeit führen und so zu Leistungsverlust führen können
- Kognitive Beeinträchtigungen: Stress kann das Gedächtnis, die Konzentration und die Entscheidungsfindung negativ beeinflussen
Änderungen im Verhalten
- Soziale Isolation: Menschen unter chronischem Stress ziehen sich oft von sozialen Aktivitäten und Beziehungen zurück
- Substanzmissbrauch: einige Menschen greifen zu Alkohol, Drogen oder anderen ungesunden Bewältigungsmechanismen, um mit Stress umzugehen
Wenn Du merkst, dass Dein Körper Dir Signale sendet und Du häufig mit Symptomen haderst, ist es an der Zeit ehrlich mit sich selbst zu sein und beginnen zu reflektieren, welche Stressoren es sein könnten, die Dich aus dem Gleichgewicht bringen.
Die Folgen
Eigentlich gibt es keine Erkrankung, die sich von Stress nicht noch zusätzlich verstärken lässt. Wenn Stress immerzu präsent ist und wir ohne Unterbrechung in Alarmbereitschaft sind, ist Krankheit unvermeidbar, denn kein Lebewesen kann langfristig im Ausnahmezustand überleben. In diesem Zustand verschlimmert sich unser körperlicher Zustand zunehmend, da keine Regeneration möglich ist.
Langfristiger Stress kann zur Entwicklung chronischer Erkrankungen wie Diabetes, Autoimmunerkrankungen und anderen gesundheitlichen Problemen beitragen.
Er beschleunigt zudem den Alterungsprozess und beeinträchtigt die Lebensqualität.
Wenn wir unter Stress stehen, durchläuft unser Körper eine Reihe von physiologischen Veränderungen.
Zunächst aktiviert das Gehirn die Stressreaktion, die oft als "Kampf-oder-Flucht" - Reaktion bezeichnet wird. Dabei wird das Stresshormon Adrenalin freigesetzt, was zu einer erhöhten Herzfrequenz, einer schnelleren Atmung und einer gesteigerten Durchblutung der Muskeln führt.
Zusätzlich wird Cortisol, ein weiteres Stresshormon, produziert. Dies hilft, den Blutzuckerspiegel zu erhöhen und Energie bereitzustellen, um auf die Stresssituation zu reagieren. Durch die Hormonausschüttung werden weniger dringliche Körperfunktionen, wie Verdauung oder Immunantworten, unterdrückt um Ressourcen für stressige Situationen zu schonen.
In unserem Gehirn wird der Bereich der Amygdala, welche für die Verarbeitung von Emotionen verantwortlich ist, aktiver. Diese erhöhte Aktivität führt zu verstärkten emotionalen Reaktionen. Gleichzeitig wird der Bereich, der für rationales Denken und unsere Entscheidungsfindung verantwortlich ist, weniger aktiv. Die Folgen: wir werden impulsiver und sind weniger in der Lage, klar zu denken und strategische Entscheidungen zu treffen.
Zwar kann kurzfristiger Stress unser Immunsystem, durch seine schnelle Reaktion auf Bedrohung, stärken - langfristig jedoch schwächt es unsere Immunabwehr, da ein chronisch erhöhter Cortisolspiegel uns anfällig für Krankheiten macht.
In erster Linie sorgen die Stressmechanismen unseres Körpers also auf eine schnelle Reaktion auf unmittelbare Gefahren. Befinden wir uns dauerhaft in diesem Zustand, werden Körper und Geist geschädigt.
Das richtige Stressmanagement: mit welchen Strategien lässt sich Stress reduzieren?
Es ist wichtig, Strategien zur Stressbewältigung zu entwickeln, um die negativen Auswirkungen von chronischem Stress zu minimieren. Ein erster wichtiger Schritt ist zu erkennen, welche Faktoren Dich dauerhaft belasten.
Zur Bewältigung von chronischem Stress gehören kognitive und das Verhalten betreffende Strategien, wie mit einem als Stressor bewerteten Reiz umgegangen wird. Dabei gibt es verschiedene Wege, die auf jeweils unterschiedliche Aspekte abzielen.
Den Bewältigungserfolg beeinflusst dabei weniger die Art einer einzelnen Strategie. Die Aussichten auf Erfolg steigen umso mehr, je mehr Problemlösungen existieren und je flexibler diese eingesetzt werden können. Es kommt also darauf an, über welche Handlungskompetenzen Du für Deinen jeweiligen Stressfaktor verfügst und auf welche Problemlösungen bzw. Schutzfaktoren Du zugreifen kannst.
Jeder Stressor kann einer Art kognitiver Bewertung unterzogen werden – ein interner Prozess, in dem es darum geht, die Situation auf verschiedenen Ebenen zu beurteilen und einzuschätzen.
Und ich kann Dir mit Sicherheit sagen, dass es einen Weg gibt, aus diesem Zustand auszubrechen und ein erfülltes, energiegeladenes Leben zu führen. [Link: HOME | Raus-aus-der-Erschöpfung]
Achte auf Deine Ernährung
Du denkst jetzt, was Essen mit Stress zu tun hat? Eine ganze Menge!
Gerade in Phasen hoher Belastung benötigt unser Körper ausreichend Vitamine und Mineralstoffe, die er größtenteils nicht selbst bilden kann. Umso wichtiger ist die gezielte Aufnahme.
Denn: Stress sorgt für einen viel höheren Mikronährstoff-Verbrauch und somit auch für einen viel höheren Bedarf. Mikronährstoffe sind die treibende Kraft in deinen Zellen und essenziell für alle Vorgänge im gesamten Organismus. Sie haben regulatorische Funktionen, sind an unzähligen Stoffwechselprozessen unseres Körpers beteiligt und dienen teilweise als Bausubstanz.
Meine Top 5 der Mikronährstoffe auf die Du besonders achten solltest:
- Aminosäuren: Proteine sind entscheidend für die Produktion von Neurotransmittern, die unsere Stimmung und unser Stressniveau regulieren. Eine ausgewogene Proteinzufuhr kann helfen, die körperlichen und psychischen Auswirkungen von Stress zu mildern. Zudem können bestimmte Aminosäuren - die Bausteine von Proteinen - die Stimmung und das Wohlbefinden fördern, indem sie die Produktion von Neurotransmittern wie Serotonin und Dopamin unterstützen. Ein Mangel an bestimmten Aminosäuren kann sich negativ auf unsere Fähigkeit auswirken, mit Stress umzugehen.
- Vitamin D3: Ist nicht ausreichend Vitamin D in den Nebennieren, werden die genannten Neurotransmitter verstärkt ausgeschüttet, was den Körper in eine Stresssituation versetzt. Mangelerscheinungen können nicht nur bedeutsame psychische Folgen haben, sondern auch für die Entwicklung unzähliger schwerwiegender Krankheiten kann ein nachgewiesener Mangel negative Folgen haben.
- Omega-3: Studien deuten darauf hin, dass die Einnahme von Omega-3 eine entscheidende Rolle bei Deiner Stresswahrnehmung, Deiner Stressresistenz und Deiner Stimmung spielen könnten. Im Gegensatz zu den Omega-6-Fettsäuren werden die Omega-3-Fettsäuren oft zu wenig über die übliche Ernährung aufgenommen.
- B-Vitamine: Jedes der acht B-Vitamine spielt eine wichtige Rolle dabei, Stresssymptome Deines Körpers zu bewältigen. Gemeinsam unterstützen sie Dein Nervensystem und den Zellstoffwechsel und sind an der Umwandlung der Nahrung in Energie beteiligt. Sie können unserem Körper bei der Bewältigung von Stress helfen, indem sie die Gehirnchemie verbessern und auch die Neurotransmitter für eine optimale Gehirnfunktion ausbalancieren.
- Magnesium: Der Mineralstoff ist an über 600 enzymatischen Reaktionen im Körper beteiligt und wirkt der Freisetzung der Stresshormone Cortisol und Adrenalin in Stresssituationen entgegen. Er stabilisiert unser Nervensystem, indem er die Weiterleitung der Erregung dämpft - und damit eine übermäßige Anspannung der Muskeln verhindert.
Der richtige Schlaf
Ein spezifischer Bereich, in dem Stress erhebliche Auswirkungen hat, ist der Schlaf, denn er kann sowohl die Qualität als auch die Quantität des Schlafs beeinträchtigen. Ursache dafür ist der Einfluss auf unser Nervensystem. Durch die erhöhte Produktion des Stresshormons Cortisol wird unser Nervensystem aktiviert, was unseren Körper wacher macht. Die Folgen: unsere Tiefschlafphase ist gestört, unser Schlaf wird häufiger unterbrochen.
Mit einigen Ritualen und Bewältigungsstrategien kannst Du Anspannungen reduzieren und Deinen Körper unterstützen.
Ausreichend Bewegung
Sport und Bewegung haben nicht nur enorm positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit, sondern auch einen positiven Einfluss auf unser Stressniveau und wie unser Körper damit umgeht. Körperliche Aktivität fördert die Ausschüttung von Endorphinen, auch bekannt als "Glückshormone". Diese chemischen Botenstoffe können das Wohlbefinden steigern und Schmerzen lindern, was zu einer Verringerung von Stress und Angst führt. Ebenso kann regelmäßige Bewegung die Produktion von Stresshormonen, wie Cortisol, senken.
Atme Dich entspannt
Die Atmung spielt eine entscheidende Rolle in der Stressreaktion des Körpers.
Wenn wir gestresst sind, verändert sich häufig auch unser Atemmuster. Dann neigen wir dazu, schneller und flacher zu atmen. Diese Art der Atmung kann den Stresszustand verstärken, da sie den Körper in einen Zustand der Anspannung versetzt. Umgekehrt kann eine bewusste, tiefe Atmung helfen, Stress abzubauen.
Durch langsames und tiefes Atmen wird das parasympathische Nervensystem – der Gegenspieler zu unserer "Kampf-oder-Flucht"-Reaktion aktiviert, was zu einer Entspannung des Körpers führt. Dies kann den Herzschlag verlangsamen, den Blutdruck senken und ein Gefühl der Ruhe fördern. Die richtige Atmung kann sich auch positiv auf Dein Verdauungssystem auswirken - das Zwerchfell kann, durch die richtige Atmung, die Verdauungsorgane massieren und erhöht so die zur Verfügung stehende Energie.
Und noch ein paar Worte zum Schluss...
Stress ist wichtig - sonst könnten wir in brenzligen Situationen nicht richtig handeln. Entscheidend ist die Art und Dauer. Denn wenn Stress ein Dauerbegleiter Deines Alltags ist, kann er krank machen und begünstigt das Entstehen von Krankheiten. Daher ist es ratsam Dich bestmöglich davor zu schützen und die richtigen Strategien zur Bewältigung parat zu haben.
Quellen:
https://www.tk.de/presse/themen/praevention/gesundheitsstudien/tk-stressstudie-2021-2116458?tkcm=ab
https://de.wikipedia.org/wiki/Allgemeines_Anpassungssyndrom#:~:text=Allgemeines%20Anpassungssyndrom%20(AAS%2C%20synonym%20Adaptationssyndrom,1956%2C%201974%2C%201978).)
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25373096/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/11237197/
